Stell Dir vor es ist 7 Uhr morgens. Mit verschlafenen Augen stehst Du auf und schlenderst zum Frühstückstisch. Der Geruch von gegrilltem Fisch und fermentierten Soja-Bohnen steigt Dir in die Nase. Moment mal, was? Ja, Japanisches Frühstück unterscheidet sich in mancher Hinsicht stark von dem, was wir in Deutschland auf den Tisch bringen. Selbstverständlich variiert das stark von Mensch zu Mensch und auch in Japan isst man ab und zu mal Toast mit Marmelade. Aber auch in der heutigen Zeit tendieren die Japaner oft dazu, beim Frühstück eher auf traditionelles Essen zurück zu greifen. Was ist ein traditionelles japanisches Frühstück überhaupt? Hier findest Du alles, was du wissen musst – von den Grundzutaten, über typische Gerichten.
Inhaltsverzeichnis
Was essen Japaner zum Frühstück?
Das japanische Frühstück besteht meist aus den folgenden fünf Zutaten:
- Gekochter Reis
- Eine Proteinquelle, zum Beispiel Fisch (gegrillt) oder Ei
- Tee, meist grüner Tee
- Die traditionelle japanische Miso-Suppe
- weitere Beilagen (zum Beispiel Gemüse)
Klingt ziemlich reichhaltig, und tatsächlich könnte ein japanisches Frühstück in dieser Form auch als Mittag oder Abendessen zum Einsatz kommen.
Es ist in der Regel so, dass ein japanisches Frühstück zwar nahrhaft, aber dennoch leicht sein sollte. Das „leicht“ bezieht sich darauf, dass meistens mit wenig Öl gearbeitet wird und nichts zu fettiges oder schweres auf den Tisch kommt. Ausnahmen bestätigen aber definitiv die Regeln.
Wenn du es ganz einfach halten willst, nimmst Du einfach jeweils ein Element aus der Liste oben und fertig ist dein Frühstück ganz wie in Japan. Welche Auswahlmöglichkeiten Du hast, schauen wir uns jetzt genauer an.
Kein typisch Japanisches Frühstück ohne Reis
Ein klassisches Frühstück in Japan beginnt immer mit einer Reisbasis. Wenn man es genau nimmt, ist Reis in einem Großteil japanischer Gerichte zu finden.
Gut zu wissen: Welchen Stellenwert Reis in der japanischen Küche hat, sieht man sofort, wenn man sich nur mal das Wort für Reis anschaut. Das japanische Wort „Gohan“ bedeutet nämlich nicht nur Reis sondern gleichzeitig auch Mahlzeit bzw. Essen. Bei uns ist Reis eine Beilage, in Japan dagegen ist er sozusagen oft Hauptbestandteil des Gerichts.
Hier hast Du die Wahl zwischen weißem Reis (hakumai) und braunem Reis (genmai). Ab und zu werden auch verschiedene Gemüsesorten mitgegart oder der Reis ist in Form von Reisbällchen beziehungsweise Onigiri verfügbar. Im typischen japanischen Haushalt gibt es einfach das, was der Reiskocher am Abend zuvor übriggelassen hat.
Die Suppe aller Suppen: Japanische Miso-Suppe
Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Die japanische Miso-Suppe scheidet die Geister und ich persönlich bin kein Fan davon. In Japan ist sie allerdings fast schon ein Heiligtum und wird zu diversen Gerichten gereicht, egal ob morgens oder abends.
Misosuppe besteht aus Sojabohnen-Paste und der sogenannten Dashi-Brühe, die wiederum durch das Aufkochen von getrocknetem Kombu-Seegras und getrockneten Thunfischflocken (Bonito) hergestellt wird. Als Einlage eignen sich Tofu, Wakame-Seegras, Frühlingszwiebeln, Pilze und vieles mehr. Die Suppe ist tatsächlich sehr aufwendig, wer es schneller mag greift zu den Fertigpackungen (das macht auch so mancher Japaner, also kein schlechtes Gewissen).
Die Beilagen
Die Beilagen werden entweder einzeln gegessen oder aber sie verleihen dem Reis eine gewisse Würze und werden damit gemischt. Oft besteht die Beilage aus Gemüse – zum Beispiel Karotten, Seegras, Gurken oder Rettich. Beliebt ist auch Umeboshi, eine Art süß-salzige Marmelade, die gut zum Reis passt und sich in vielen Onigiri im Supermarkt wiederfindet.
Eier, Fisch und Fleisch: Proteinquellen beim japanischen Frühstück
Bei uns sorgt das gute alte Brot für den Eiweißanteil, aber wie ist das beim japanischen Frühstück? Am häufigsten kommen dort gegrillter Fisch oder Eier auf den Tisch. Lachs, Makrele, Thunfisch – je nach dem was gerade da ist und was in der Region als lokale Spezialität gilt. Die Eier werden oft als japanisches Omelett (Tamagoyaki) oder Spiegelei gegessen oder einfach roh über den Reis gegeben. Im Gegensatz zu uns ist es in Japan völlig normal, rohe Eier zu essen. Die Qualität der Lebensmittel ist dort sehr gut, in der Regel brauchst Du also keine Angst vor Salmonellen oder ähnlichem haben. Dünn geschnittenes Huhn- und Rindfleisch (vor allem beim Gericht Gyuudon) kommt als Eiweißquelle ebenfalls ab und an vor.
Ein Tee am morgen…
…vertreibt Kummer und Sorgen. Nein ernsthaft, was wäre ein japanisches Frühstück ohne ein gute Tasse Tee?
Das frühstücken Japaner morgens wirklich
Du weißt jetzt, wie ein typisch japanisches Frühstück auszusehen hat.
Aber mal ehrlich: Auch wenn das Frühstück in Japan einen hohen Stellenwert einnimmt und es definitiv viele Leute gibt, die exakt dieses Frühstück essen – Nicht jeder hat die Zeit und Muße morgens ausgiebig zu kochen. Das ist genau so wie bei uns: Ein typisches bayrisches Frühstück ist das Weißwurstfrühstück. Aber selbstverständlich greifen wir wesentlich öfters zur schnellen Schale Müsli. Was frühstücken Japaner also morgens wirklich?
Tamago Gohan (oder Tamago Kake Gohan)
Das typische Frühstück des japanischen Angestellten. Morgens muss es schnell gehen und trotzdem soll das Frühstück lange anhalten und die nötige Energie liefern? Zeit für Tamago Gohan. Der Name setzt sich aus den einzigen zwei Zutaten zusammen, die das Gericht beinhaltet, Ei und Reis. Man gibt einfach ein rohes Ei über den gekochten Reis, kurz umrühren und fertig. Optional sind Toppings wie zum Beispiel Sesamkörner, ebenso ein Spritzer Sojasoße zum Reis. Wenn du alles gut verrührst, könnte man fast schon von einem „japanischen Risotto“ sprechen.
Gut zu wissen: Wusstest Du, dass es in Japan anders wie bei uns nicht üblich ist, Unmengen an Sojasoße zum Reis zu geben? Viele Deutsche ertränken den Reis geradezu darin, in Japan ist nur bei manchen Gerichten die Norm, ein wenig (!) Sojasoße zum Reis hinzuzugeben.
Natto
Natto tischen Japaner Ausländern gerne auf, um Ihre Reaktion zu sehen. Es handelt sich dabei um fermentierte Sojabohnen. Der Geruch, die schleimige Konsistenz und der Geschmack sind vorsichtig ausgedrückt gewöhnungsbedürftig. Aber Natto gilt als Superfood und total gesund. Viele Japaner essen diese Sojabohnen also tatsächlich zum Frühstück.
Probieren sollest du das japanische Frühstück à la Natto definitiv einmal. In manchen Hotels findest du die Bohnen am Buffet, ansonsten kannst du sie abgepackt im Supermarkt kaufen. Es gibt verschiedene Arten mit unterschiedlicher Bohnengröße…im Grunde genommen ist die Erfahrungen aber gleich speziell, egal welche Packung Du dir kaufst.
Ein weiterer Vorteil: Die Zubereitungszeit hält sich in Grenzen. Einfach die Packung aufreißen, den milchigen Film auf der Oberseite entfernen und gut herumrühren. Sobald die Bohnen lange Fäden ziehen und etwas schleimig aussehen, kannst du loslegen.
Wenn dir dieses japanische Frühstück Pur zu viel für dich ist, kanns du es mit Reis mischen oder ein rohes Ei und Frühlingszwiebeln hinzugeben oder einfach in ein anderes Gericht einbauen. So machen es auch viele Japaner, zum Beispiel so (das Natto befindet sich unten rechts in der Schale).
Onigiri (oder Omusubi)
Manche sagen, Onigiri sei das Gegenstück zu unserem Sandwich. Tatsächlich erfreuen sich die Reisbällchen oder Dreiecke nicht nur bei Kindern großer Beliebtheit. Kein Wunder, sie sind günstig, praktisch und lecker. Wer auf seiner Japanreise auf das Budget achten muss, macht mit einem sättigenden Onigiri-Frühstück alles richtig! Egal ob selbstgemacht oder aus dem Supermarkt, hinsichtlich der Geschmacksrichtungen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Außen Nori-Blätter und Reis, innen Thunfisch, Hähnchen, eingelegtes Gemüse, Marmelade, Sojabohnen, Mayo… und vieles mehr.
Deftiges Japanisches Früshtück: Gyuudon
Wer kennt es nicht? Die Zeit reicht nicht fürs Frühstück und man eilt mit leerem Magen aus dem Haus. Bei uns holt man sich am Vormittag eventuell noch ein belegtes Brötchen, in Japan gäbe es da noch Gyuudon. Gyuudon besteht aus Reis, dünn geschnittenem Rindfleisch, Zwiebel und eingelegtem Ingwer. Ein deftiges Gericht zu einem meist super günstigen Preis. Mit 400 Yen (ca. 3,30 Euro) kommt Ihr definitiv hin. So simpel es ist, Gyuudon gehört eindeutig zu meinen japanischen Lieblingsgerichten.
Tamagoyaki
Als Teil eins typischen japanischen Frühstücks oder auch als eigenes Gericht gern gesehen ist das japanische Omelett namens Tamagoyaki. Es schmeckt im Gegensatz zu unserem Omelette dank Zucker und Mirin leicht süßlich und die enthaltene Sojasoße verleiht die würzige Note. Lecker!
Japanisches Frühstück aus dem Konbini
An quasi jeder Ecke (das ist keine Übertreibung) findet Ihr einen „Konbini“ also einen Convenience-Store, der rund um die Uhr geöffnet hat. In diesen kleinen Supermärkten gibt es so ziemlich alles für den täglichen Bedarf inklusive Essen und Trinken. Abgepackte Sandwiches oder Backwaren sowie Onigiri zusammen mit einem Kaffee in der Plastikflasche bilden ebenfalls ein typisches Frühstück des Durchschnittsjapaners.
„Westliche“ Alternativen
Und selbstverständlich sind auch unsere Klassiker dank Globalisierung auf dem Vormarsch. Toast und Marmelade, Würstchen und Bacon und die Joghurtschale mit Müsli und Früchten beobachtet man immer häufiger. Meiner Erfahrung nach öfters bei Japanerinnen als bei Japanern.
Wo finde ich ein typisch japanisches Frühstück?
Natto, Onigiri und sämtliche Konbini-Gerichte findest du bei 7-11 (grün-rot-orangenes Logo) und Lawson (Blaues Logo).
Gyuudon isst du am besten in einem der lokalen Geschäfte oder in einer Fast-Food-Kette wie Sukiya oder Yoshinoya (meine ´persönliche Empfehlung!). Du kannst es natürlich auch selbst machen, ich finde dieses Rezept hier ganz gut.
Tamagoyaki und Tamago Gohan solltest du dir am Buffet in so gut wie jedem Hotel holen könnnen
Wenn du ein wirklich typisches japanisches Frühstück mit all seinen Komponenten genießen möchtest, bist du mit einem Ryokan gut beraten. Diese traditionellen japanischen Gasthäuser servieren dir meist ein reichhaltiges Frühstück mit allem was dazu gehört.