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Japanische Anrede für Herr und Frau, Japan Blog, Infografik

Die japanische Anrede: San, Kun, Chan & Co.

Die japanische Anrede: San, Kun, Chan & Co.

So adressierst du Deinen Gesprächspartner richtig

Vorsicht Stolperstein: Die japanische Anrede gehört definitiv zu den Dingen, die Du vor Deiner Reise nach Japan ausgiebig studiert haben solltest! Denn für „Herr“ und Frau“ gibt es gleich ein Dutzend an japanischen Entsprechungen. Wer gerne Animes schaut, dem sind sicherlich schon einige davon begegnet. Die bekanntesten lauten san, kun, chan, sensei und senpai. Die Wahl der richtigen Höflichkeitssilbe ist eine Frage des Respekts. Den Vorgesetzten mit Chan anzureden, wäre zum Beispiel grob unhöflich! Doch keine Sorge. Lass Dich nicht von den Bezeichnungen und Titeln verwirren. Dieser Artikel zeigt Dir anhand von Beispielen, welche japanische Anrede in welcher Situation die korrekte ist.

Grundlagen der japanischen Anrede

Anders als bei uns setzt Du die Anrede in Japan hinter den Namen deines Gegenübers. Genauer gesagt üblicherweise hinter den Nachnamen (hinter dem Vornamen ist aber auch möglich). Denke dabei daran, dass sich Japaner in der Regel immer erst mit dem Nachnamen und dann mit dem Vornamen vorstellen. Seit kurzem findet sich diese Schreibweise sogar in internationalen Dokumenten wie dem Reisepass wieder.

Die Ansprache etwa unter Schulfreunden oder Geschäftspartnern findet für gewöhnlich ebenfalls mit dem Nachnamen statt. Der Vorname ist für gute Freunde und Kollegen, sowie für die Familie vorbehalten. Sehr gut, jetzt wo wir das geklärt haben, kommen wir zu den verschiedenen Anreden. Welche Du benutzst hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Dem sozialen Status deines Gegenübers
  • Dem Alter deines Gegenübers
  • Dem Geschlecht deines Gegenübers
  • Deiner persönlichen Beziehung zu deinem Gegenüber

Wenn Du aufmerksam zuhörst, kannst Du aus der Ansprache bereits viel über die Beziehung zwischen zwei Menschen und deren Lebenssituation ableiten.

Die Japanische Anrede San さん

San ist die häufigste japanische Anrede und trifft am ehesten unser „Herr“ und „Frau“. Dieses Suffix ist für beide Geschlechter geeignet. San ist eine respektvolle Anrede und gilt als Standard für Personen, die man selbst noch nicht wirklich gut kennt, beispielsweise Kollegen, Geschäftspartner oder Freunde von Freunden.

San kann außerdem auf eine Reihe von Berufen und Titel folgen. Jemand der Fisch verkauft wird so zum Sakanaya-san also zum „Herr Fischverkäufer“. (Sakanaya = Fischgeschäft)

山本さんYamamoto-sanHerr Yamamoto
ミルコさん Miruko-sanMirko
魚屋さん sakanaya-sanHerr Fischverkäufer

Im Zweifelsfall würde ich Dir zur Verwendung dieser japanischen Anrede raten. Ein paar Ausnahmen gibt es natürlich, aber damit liegst Du im Notfall zu 90% richtig. San kann ab und zu auch an den Vornamen angehängt werden. So zum Beispiel bei deinen Schülern, falls du Lehrer bist.

Ein No-Go ist es übrigens, an den eigenen Namen oder an den eines Familienmitglieds den Suffix San zu hängen. Gerade beim eigenen Namen bezeichnet man sich dann schließlich selbst als äußerst respektable Person – in Japan ist Bescheidenheit eine Tugend, Eigenlob dagegen äußerst ungern gesehen.

Die Anrede Sama 様

Die japanische Bezeichnung Sama ist die förmlichere Version von san. Sama addressiert Personen, die einen höheren sozialen Status als man selbst besitzen. Insofern zeugt es von noch größerem Respekt. Verwendet wird dieser zum Beispiel auch für Gott (Kami-sama) oder eine Prinzessin (Hime-sama) … oder für Leonado DiCaprio. Ja du hast richtig gehört, Leonardo ist in Japan sehr beliebt und hat sich den Spitznamen Leo-sama verdient. Seine Schauspielekünste sind zugegebenermaßen fast schon göttlich!

Und apropos königlich: Der Kunde ist König! Und deshalb erhält auch dieser das Suffix Sama (Okyaku-sama).

Manchmal hört man es auch, dass sich jemand selbst mit dem Titel sama (Ore-Sama = meine hochgeschätzte Person) schmückt. Das zeugt oft von einem komödiantischen Einsatz. Oder – sofern ernst gemeint – von einem etwas unhöflichen, übersteigerten Selbstbewusstsein.

神様 kami-samaGott
姫様 hime-samaPrinzessin
レオ 様 Leo-samaLeonardo
お客様 okyaku-samaKunde

Die Anrede Chan ちゃん

Die japanische Anrede chan drückt oft eine Verniedlichung aus. Sie kommt daher niemals bei Personen zur Anwendung, die einen höheren sozialen Status besitzen.

Diese Endung sollte in der Regel für weibliche Personen verwendet werden. Ein Mann kann seine Freundin also Hina-chan nennen, dann ist das eine Form von Kosenamen. Wenn ihr Eure Flirtversuche etwas offensichtlicher gestalten wollt, ist Chan ebenfalls eine gute Wahl (auf eigene Gefahr!). Sehr gute Freunde können ebenfalls auf Chan zurückgreifen.

Für Tiere und Haustiere ist dieses Suffix ebenfalls geeignet. Junge Kinder (bzw. Mädchen) erhalten ebenfalls die Endung Chan. Hier wird der Vorname verwendet. Ab und zu wirst du eventuell auf leichte Abwandlungen von Chan stoßen, denen aber die gleiche Bedeutung innewohnt (zum Beispiel chin und tan).

リサちゃんRisa-chanLisa / in etwa: Lischen
猫ちゃん neko-chanKätzchen
おじいちゃんojii-chanOpi
おばあちゃんobaa-chanOmi

Die Anrede Kun くん

Kun ist mehr oder weniger das männliche Gegenstück zu Chan. Dieses Suffix ist ebenfalls weniger förmlich als San und wird in der Regel für männliche Personen verwendet. Entweder als eine Art Kosenamen bei Paaren, unter sehr guten Freunden oder für Kinder bzw. Jungen.

Im Geschäftskontext wird Kun oft von Vorgesetzten verwendet, um die ihm untergestellten oder jüngeren Mitarbeiter zu adressieren. Das gilt in diesem Fall unabhängig davon, ob der Mitarbeiter eine Frau oder ein Mann ist. 

Die Anrede Sensei 先生

Am häufigsten kommt Sensei als Suffix für Lehrer vor. Generell bezieht sich dieser Bezeichnung aber auf eine respektable Person, die einen hohen Grad in einer bestimmten Fertigkeit errungen hat. Ein Beispiel sind Doktoren, Anwälte, Politiker und andere Autoritätspersonen.

Aber auch Künstler oder Schriftsteller dürfen sich mit diesem Titel schmücken. Sensei kann auch als eigenstehende Bezeichnung ohne den Namen des Gegenübers verwendet werden.

先生 senseiHerr Lehrer
山本先生 yamamoto-senseiin etwa: Lehrer Yamamoto

Die Japanische Anrede Senpai und Kouhai

Senpai und Kohai wird im Geschäftskontext sowie in der Schule und in der Universität verwendet. Dabei bezieht sich senpai auf einen Mitschüler oder Kollegen in einem höheren Jahr oder einer höheren Position.

Kouhai bezeichnet einen Schüler in einer niedrigeren Klasse oder Position als der Sprecher. Genau wie Sensei kann sowohl Senpai als auch Kouhai mit dem Nachnamen oder als eigenständiger Begriff ohne den Namen verwendet werden.

先輩 senpaiin etwa: Senior / Mentor /
先輩 Yamamoto-senseiHerr Yamamoto (als ältere oder höher gestellte Person als Sprecher)
後輩 kouhaiin etwa: Junior / Schützling / jüngere oder niedriger gestellte Person als Sprecher
後輩 Yamamoto-kouhaiHerr Yamamoto (als jüngere oder niedirger gestellte Person als Sprecher)

Die Anrede Shi

Shi wird in sehr höflichen Ansprachen und in der geschriebenen Sprache verwendet. Als „normaler“ Tourist kommt man damit also kaum in Berührung. Wenn du länger in Japan bleibst, dort studierst oder ein Working Holiday machst, begegnet Dir Shi womöglich in offiziellen Dokumenten oder akademischen Arbeiten.

Die japanische Anrede Shi bezieht sich auf eine Person, die dem Sprecher unbekannt ist und funktioniert sowohl für Frauen als auch für Männer. Der Suffix wird zunächst an den Nachnamen angehängt. Sobald die Person so einmal eingeführt bzw. vorgestellt wurde, kann Shi auch alleine stehen.

Japanische Anrede für Familienmitglieder: Oneechan! Oniichan!

In Japan ist es eher unüblich, Familienmitglieder beim Namen zu nennen. Auch wir benutzen Wörter wie Papa und Mama, bei Geschwister verwenden wir allerdings eher selten Bruder oder Schwester als Anrede. Anime-Fans haben hier wieder einen Vorteil und kennen sicher schon die Wörter Onee-san und Onii-san. Hier die Wichtigsten im Überblick:

お姉onee-sanÄltere Schwester
お兄さん onii-sanÄlterer Bruder
imoutoJüngere Schwester
otoutoJüngerer Bruder
お母さん okaa-sanMutter
お父さん otou-sanVater
お祖父さん ojii-sanOpa
お祖母さん obaa-sanOma
伯父さん ojisan (kurzer i-Laut)Onkel
伯母さん obasan (kurzer a-Laut)Tante

Übrigens: Das san könnte man in dieser Tabelle jeweils auch gegen chan austauschen.

Sprichst du mit jemand anderem über deine eigene Familie, so verzichtest du auf jegliche Suffixe. Tatsächlich gibt es dafür sogar nochmal andere Wörter für den eigenen Vater, die eigene Mutter und so weiter, aber das erspare Ich Euch für heute. Wenn es Dich interessiert, frag einfach in den Kommentaren nach. Sprichst du mit jemand anderen über seine Familie, solltest du die Suffixe unbedingt verwenden!

Statt San kannst du bei deiner eigenen Familie auch auf Chan zurückgreifen, Sama wird dagegen nicht mehr so häufig gesehen bzw. gehört.

Die Höflichkeitsvorsilbe -O ist bei deiner eigenen Familie ebenfalls nicht zwingend notwendig.

Japanische Anrede für Berufe bzw. Berufspositionen

Vorsicht in der japanischen Berufswelt! In traditionellen und konservativen Firmen werden die Arbeiter bzw. hauptsächlich Manager mit Ihren Arbeitstiteln statt dem üblichen San angesprochen. Aus Hayato-san wird so Hanyato-shachou, wenn Du über den Chef der Firma sprichst. In der Tabelle findest du weit verbreitete Bezeichnungen, die sich auf den Rang eines Mitarbeiters in einem Unternehmen beziehen.

社長 shachouUnternehmenschef
部長 buchouBereichsleiter
課長 kachouAbteilungsleiter
山本弁護士 Yamamoto-bengoshiin etwa: Herr Anwalt Yamamoto

Weitere japanische Anreden

Ganz schon ausführlich dieser Artikel! Tatsächlich könnte dieser ultimative Guide für japanische Anreden doppelt so lang sein, aber wir konzentrieren uns auf das Wesentliche. Der Vollständigkeit halber noch einige Anreden, die dir eventuell begegnen – sei es im echten Leben oder in Anime und Mangas.

殿様 dono-samain etwa: Lord
陛下 heikaMajestät
殿下 denkain etwa: Königliche Hoheit

Jetzt bist Du der Experte für japanische Anreden, Bezeichnungen und Titel! Es gibt es nur noch eine Hürde: Du musst Dir den Namen des Gegenübers einprägen. Ich vergesse Namen generell nach 2 Sekunden wieder, geht es Dir auch so? Versuche aber dein Bestes, denn in Japan nimmt der Namen eine wichtige Rolle ein. Oftmals wird im Gespräch statt „Du“ der Namen des Gegenübers wiederholt.

Und falls du doch mal einen Fehler machst, nicht so schlimm! Vor allem bei Touristen verzeihen die freundlichen Japaner dir sicherlich. Ich freue mich über einen Kommentar, wenn du Anregungen oder Fragen hast. Wenn Dir der Artikel gefallen hat und Du mich mit einem Klick unterstützen willst, abonniere mich doch gerne auf Youtube.

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11 Kommentare zu „Die japanische Anrede: San, Kun, Chan & Co.“

  1. Hallo,
    wirklich sehr ausführlicher Artikel, allerdings habe ich noch zwei Fragen, in Animes werden öfter auch Mädels mit kun angesprochen, zuerst dachte ich das würde sich auf ein eher burschikoses auftreten beziehen ( was ja schon etwas unhöflich währe ) aber in Fruit Basket ( das original, die Neuauflage habe ich noch nicht gesehen ) wird Toru von Shigure mit Hona kun angesprochen, und die ist ja alles andere als burschikos.
    Dann noch eine Frage, wenn ich bei jemandem zu Besuch bin ( gut dich Chance liegt nahe Null ) und man z.B. bei der Familie sitzt, scheidet ja san als Anrede aus, denn z.B. Yamada san reich mir bitte das Salz, würde ja alle ansprechen. Werden die einzelnen Mitglieder dann mit ihren “ Jobtiteln“ angesprochen z.B. Yamada Okaa san?

    1. Hallo, Danke Dir. Ja das stimmt, kun wird zwar meistens für männliche Personen angewandt, kann aber auch für Frauen und Mädchen verwendet werden. Das hängt wieder von der Beziehung der Personen ab. Ich hab Fruits Baskets nicht gesehen aber ich vermute mal dass die Personen sich (zumindest ein wenig) vertrauter sind. Hona-san wäre insofern zu formell, Hona-chan eventuell zu viel des Guten da bei „chan“ ja auch etwas mehr mitschwingen kann. -kun drückt dann eine gewisse Verbundenheit aber trotzdem Respekt aus. Generell wird -kun auch ab und an verwendet, wenn die Person jünger ist als der Sprecher oder einen „geringeren Status“ hat, vor allem im Geschäftskontext. Bei der Situation in der Familie bin ich tatsächlich nicht sicher und müsste mal bei Gelegenheit nachfragen. Mit Blickkontakt wird sich wohl viel regeln lassen, aber ob man direkt okaasan verwenden darf – da will ich jetzt lieber keinen falschen Rat geben. LG Mirko

  2. Hallo,
    Honda san, Sorry das D hab ich vergessen, deine Erkärung passt, die junge Dame ist a jünger und arbeitet, quasi, als Hausangestellte, wobei sie das eher aus eigenem Willen tut, als das sie es muss.
    Ich meinte nicht einfach okaa san, sondern Nachname + okaasan, also quasi Yamada ( Ga Wa? ) okaa san

  3. Hey, kurze Frage: Wie wäre die Anredeform für sehr enge, ältere Freunde (männlich und weiblich)? Das ist mir irgendwie nicht so ganz klar geworden.
    Ansonsten finde ich den Artikel btw echt gut

    1. Ganz sicher bin ich ehrlicherweise nicht, da ich keine älteren japanischen Freunde habe. Aber genau wie bei uns verzichtet man im Alltag bei engen Freunden meist auf Höflichkeitsformen. Auch bei der Recherche habe ich gefunden: 1. Entweder -san verwenden oder 2. nur den Namen verwenden oder 3.. einfach nachfragen, ob du nur den Vornamen verwenden kannst/wie du ihn/sie nennen kannst (das ist nicht unhöflich und kann man ruhig fragen). LG Mirko

  4. Hallo, super toll der artikel, hat mir viel gebracht!
    ich wollte aber fragen wie man Frau sagt, also anstatt san…. oder sagt man es gleich?
    Danke!

  5. Miruko-sama arigatō 🙂 Ich hoffe, ich habe das richtige Suffix gewählt…
    Dein Artikel ist auf jeden Fall sehr hilfreich 🙂
    よろしくお願いします

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